Drei Könige beim Rathaus in der Marktgasse mit Baum

In Rheinfelden fühlen wir uns wie die Könige

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Die drei Könige gehören bereits seit vielen Jahren zum Programm des Advents in Rheinfelden. An mehreren Tagen sammeln sie beim Rathaus für wohltätige Zwecke. Marcel Hauri ist einer von ihnen.

Es ist schon ein Weilchen her, seit ich mit meinen beiden Sinnengenossen Melchior und Caspar in Bethlehem einmarschierte, um dort als Erste dem Jesuskind zu huldigen. Mittlerweile hat sich unser Aufgabengebiet etwas der heutigen Zeit angepasst. Noch immer kommen wir Ende November aus dem Morgenland und richten uns nach den Sternen. 

Drei Könige vor dem Rathaus mit Marcel Hauri
– Die drei Könige vor dem Rathaus

Seit 29 Jahren orientieren wir uns aber nicht mehr nur nach dem Stern von Bethlehem, sondern vor allem nach den neun Sternen von Rheinfelden. Sie führen uns seither in die älteste Zähringerstadt am Rhein.

Unsere Uneigennützigkeit führt uns in der Adventszeit immer wieder hierher und es ist für uns nicht nur eine Ehre, hier in der Marktgasse vor dem Rathaus Geld zu sammeln für soziale Zwecke in dieser Stadt, sondern auch ein Stück Freiheit, weiterhin dieser Tugend zu frönen, nach der wir in unserer Religiosität leben. Nach nunmehr 29 Jahren darf man da durchaus auch schon von Treue sprechen. Wenn wir dann so da stehen und die Menschen uns und vor allem unsere schöne Kleidung bewundern, wenn sie dann in ihren Geldbeutel schauen und nach einem Batzen greifen und ihn dann sogar in unseren Spendentopf werfen und wenn wir dann als Dank mit unseren Stäben auf den Holzboden klopfen, ja dann herrscht eine freudige Regsamkeit in der Marktgasse. So dürfen wir uns mit unseren guten Werken auch der Rechtschaffenheit bezeichnen. Die ganz kleinen Passantinnen und Passanten, welche an uns vorbeilaufen, schauen uns sehr zurückhaltend, ängstlich und manchmal auch ein bisschen schreckhaft an. Ich möchte jetzt nicht von Todesverachtung sprechen, aber es benötigt dann doch eine gehörige Portion Mutzusprechung ihren Eltern, bis sie uns die Münze dann doch noch in den Topf werfen, ehe sie sich schnurstracks wieder hinter den Beinen des Papis oder dem Mami verstecken. 

Was uns immer wieder etwas zu schaffen macht, sind die kalten Temperaturen und der manchmal etwas zügige Wind, welcher hier durch die Marktgasse bläst, in Bethlehem sind wir andere Temperaturen gewohnt.

Aber zu beobachten wie wir den Menschen bei unserem Anblick ein Lächeln abringen können und sie dann noch stehen bleiben um uns eine Spende in den Topf zu werfen, erfreut uns immer wieder aufs Neue. In diesem Jahr sind es erfreuliche 7500 Goldstücke, oder wie man hier in Rheinfelden sagt, Franken, die wir während der Adventszeit sammeln durften. Das ist einfach nur grossartig und ermutigt uns sehr, auch im kommenden Jahr zum 30. Mal nach Rheinfelden zu kommen, um wieder etwas Gutes zu tun für diejenigen, die finanzielle Unterstützung doch so gut gebrauchen können. 

Drei Könige verneigen sich vor dem Rathaus Rheinfelden
– Die drei Könige neben dem grossen Weihnachtsbaum in der Marktgasse

Wir kommen immer wieder gerne hierher. Ich erinnere mich, früher standen wir etwas weiter unten, direkt vor einer Gaststätte, welch auch bekannt ist für ihr Bier. Damals schauten wir direkt an die Stadtkirche St. Martin, welche nunmehr schon seit dem 14. Jahrhundert so da steht. Für uns Könige natürlich ein wunderschöner Anblick. 

Heute stehen wir vor dem Rathaus, etwas weiter oben und zwar direkt unter einem riesengrossen Weihnachtsbaum. Für uns ebenfalls ein mehr als würdiges Plätzchen. 

Und so freuen wir uns jetzt schon, wenn wir am 26. November 2022 wieder in alter Biederkeit, heute heissst das wohl Schlichtheit, nach Rheinfelden kommen um dort unseren Spendentopf aufzustellen. Ganz im Sinne der 9 Sterne von Rheinfelden.


In freudiger Vorfreude
Ihr «Sterndeuter»
Balthasar von Saba
 

Das Wappen von Rheinfelden mit den 9 Sternen

Das Wappen von Rheinfelden ist ein fünfgeteilter Schild in den Farben Rot und Gold (Gelb) und geht auf die Grafen von Rheinfelden zurück. Was die Sterne anbetrifft, so ist man auf Deutungen angewiesen. Die ältesten Stadtsiegel zeigen entweder keine, oder dann eine unterschiedliche, meist ungerade Anzahl Sterne. Seit 1533 stellt sich das Wappen mit einem gelben Balken beginnend dar mit 9 Sternen.

Über deren Bedeutung gibt es ebenfalls verschiedene Auslegungen: Die erste davon ist, dass die Sterne haben überhaupt keine Bedeutung als Zeichen von Himmelskörpern haben. Sie sollen von den damaligen Heraldikern, da der Farbdruck noch nicht erfunden war, als Zeichen dafür gebraucht worden, dass dort eine andere Farbe steht. Nach einer anderen Version sind die Sterne als Auszeichnungen mehr und mehr ins Wappen gekommen. Dies wäre auch der Grund, warum das Wappen zuerst ohne, dann mit 3,5 und 7 Sternen ausgestattet war. Die Rheinfelder haben sich für tapfere Taten, für den Einsatz im Kampf, Sterne verdient .... und sie dann, mit obrigkeitlicher Bewilligung ans Revers (bzw. in ihr Wappen) geheftet.

Nach Ansicht des Geschichtsschreibers und Historikers Dr. Ernst Münch stellen die Sterne aber die 9 Grund-Tugenden der Rheinfelder Bürger dar. Diese sind im Text oben fett markiert.

Marcel Hauri war im Jahr 2021 einer der Könige, die beim Rathaus für wohltätige Zwecke Spenden entgegennehmen.

Er schmückt auch jährlich den Weihnachtsbaum im Rathausinnenhof, dem ebenfalls ein Blogbeitrag gewidmet ist.

Zum Blogbeitrag «Mit viel Liebe und Herzblut dekoriert»