Beschilderung Wegweiser Musikweg

Ein Musikweg zum 50-Jahre-Jubiläum

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Zum 50-Jahre-Jubiläum der Musikschule Unteres Fricktal haben sich die Verantwortlichen etwas besonderes überlegt. Ein «Musikweg» soll das ganze Einzugsgebiet der Musikschule verbinden und den Weg von zuunterst nach zuoberst – trotz einer Länge von 25km – mit interaktiven Elementen zu einem kurzweiligen Trip werden lassen. Valentin Sacher, Leiter der Musikschule Unteres Fricktal, erzählt wie es zur Idee kam und wie herausfordernd und manchmal auch zermürbend die Realisierung eines solchen Mammutprojekts war.

Hätten wir gewusst, wie hoch der Aufwand für die Realisierung war, weiss ich nicht, ob wir die Idee weiterverfolgt hätten.

Ideenfindung

Es war ein Mittwochnachmittag im Jahre 2020, mitten in der Pandemiezeit. Ich telefonierte mit unserem Präsidenten Valentin Baltzer – wie jeden Mittwoch nach dem Mittagessen. Auf der To-Do-Liste war u.a. das 50-Jahre-Jubiläum. Wir steckten mal grob ab: Kein Grossanlass wie ein Musical, weil wir nicht wissen, wie lange die Pandemie dauert. Und auf eine Festschrift wollten wir auch verzichten. Schliesslich wissen wir alle, wie schnell eine solche in einem Büchergestell dahin darbt. 


Und so wurden die drei Ideen geboren:
1.    Eine Weihnachtsgeschichte mit lokalem Kolorit, in dem sämtliche instrumentale und gesangliche Angebote und möglichst alle Schülerinnen und Schüler zu hören sind. 
2.    Ein «Musikweg» über das ganze Einzugsgebiet der Musikschule hinweg, auf dem die Instrumente kennengelernt werden können und Künstler aus der Region oder den eigenen Reihen den Weg mit interaktiven Objekten attraktiv bespielen können.
3.    Eine Plakatreihe mit der ganzen Musik(schul)geschichte als Festschriftersatz.
 

Zum Start des Jubiläumsjahres wurde nun also die Weihnachtsgeschichte «Luigi» geboren, die in der Region spielt, von einem jungen Künstler gestaltet wurde und ganz viel Musik enthält. Die anderen beiden Grossprojekte, über die ich in der Folge berichte, wurden etwas später lanciert, was in der Folge ein Hauptgrund war, warum es zu Verzögerungen kam. Aber alles der Reihe nach.

Weihnachtsgeschichte "Luigi"

Ester Kaminsky mit ihrem Buch Weihnachtsgeschichte Luigi
- Esther Kaminsky war Mitinitiatorin der Geschichte "Luigi auf der Suche nach Weihnachten"

Menschen, Partner und Institutionen

Damit solche Grossprojekte erfolgreich und nachhaltig entstehen können, gilt es, aus dem Team der Musikschule Arbeitsgruppen zu bilden, die sich einerseits um den Weg und andererseits um die Plakate kümmerten. Die Profilierung der Personen für die jeweilige Arbeitsgruppe war demnach unterschiedlich: Brauchten wir bei den Plakaten eher Teammitglieder, die ein breites Wissen an (Musik-)Geschichte mitbrachten und eine gute Übersicht haben, so nahmen eher praxisorientierte Lehrpersonen mit handwerklichem Geschick in der Musikweg-Arbeitsgruppe Einsitz.

Die richtigen Leute am richtigen Ort zu haben, war sodann auch der Hauptgrund für zwei erfolgreiche Projekte auf höchstem Niveau. 

Klanginstallation Pumpentreff in Zuzgen Musikweg
- Klanginstallation "Pumpentreff" in Zuzgen

Nun ging es darum verlässliche Partnerinnen und Partner zu finden, die bereit sind, eine Investition zu tätigen. Wir haben 10 Firmen gefunden, die einen beachtlichen Betrag gesponsert haben und die unsere Idee mittragen wollten. Die Ermittlung von geeigneten Sponsoren lief jedoch nicht hürdenfrei ab und die pandemiebedingten wirtschaftlichen Unsicherheiten in verschiedensten Sektoren erschwerte die Suche merklich. Bei der Evaluierung geeigneter Stiftungen stiessen wir vielerorts auf offene Türen. Manche Ortsbürgergemeinden und Kulturvereine konnten wir ebenfalls von unserem Vorhaben begeistern, sodass wir ein Budget festlegen konnten, das unsere Projekte decken wird.

Konzeption

Die Entwicklung beider Grossprojekte lief parallel. Bei den Plakaten war die grosse Herausforderung, eine stark vereinfachte Übersicht bieten zu können, dabei aber möglichst wenig zu vergessen. Die Reduktion auf das Wesentliche nahmen wir uns vor – und scheiterten immer wieder daran, bis zum Zeitpunkt, an dem der Grafiker seinen Einfluss walten liess: Denn die Lesbarkeit war uns ebenfalls wichtig und musste mit den Inhalten in ein Gleichgewicht gebracht werden. Dieser Spagat ist uns gemeinsam gelungen und wir schafften es sogar, die Musikepochen bzw. die Musikstile in das Plakat zu integrieren.

Trotzdem, dieses Produkt verschlang rund 200 Arbeitsstunden an Konzept- und Textarbeit sowie rund zwei Wochen Arbeit für den Grafiker. 

Plakate des Musikwegs
- Die 11 Plakate in einer Reihe

Der Musikweg war etwas einfacher konzeptioniert. Es war schnell klar, dass das Herzstück des Wanderweges die 56 Tafeln sein werden, auf denen unsere zu lernenden Instrumente präsentiert werden sollen. Dazu konnten wir regionale KünstlerInnen sowie KünstlerInnen aus unserem Team gewinnen, die interaktive Objekte herstellten, welche den Weg noch attraktiver gestalten.

Ein eigens initiiertes Lehrlingsprojekt mit der Firma PM Mangold Holzbau (Ormalingen/Kaiseraugst) kam am Ende auch noch dazu. 

Erstellung des Würfeljackpot Musikweg
- Die Aufrichte des Lehrlingsprojektes "Würfeljackpot"

Für die Gestaltung der Instrumententafeln war der Rahmen schnell gegeben. Nach verschiedenen Telefonaten mit der kantonalen Abteilung Bau, Verkehr und Umwelt wurde schnell klar, dass wir eine Grösse von ungefähr einer A4-Seite nicht übertreffen dürfen. Ansonsten bräuchte es für jede einzelne Tafel ein ordentliches Baugesuch. Bei den Objekten hingegen gestaltete sich der Weg einiges mühsamer, insbesondere bei den Lehrlingsprojekten und der Metalltafel.

Martin Tschopp und Roland Lang Künstler vor ihrem Kunstwerk
- Die beiden regionalen Künstler Martin Tschopp und Roland Lang bei ihrem Kunstwerk

Die priorisierten Standorte waren nämlich allesamt baugesuchpflichtig. Der Eingabe-Aufwand dafür war beträchtlich und konnte nur mit einer externen Fachperson und mit der ständigen Hilfe des Stadtoberförsters, der mich von der ersten Stunde begeistert unterstützte, gemeistert werden. Fehlinformationen führten schlussendlich noch dazu, dass alle Baugesuche erneut eingereicht werden mussten und sich der Aufwand dadurch verdoppelte. Dies hat Timeline völlig durcheinandergebracht. So also stehen 4 der 5 Grossobjekte erst frühstens ab September 2022.

Würfeljackpot in Hellikon auf Musikweg
- Das fertige Lehrlingsobjekt "Würfeljackpot" in Hellikon

Montage und Einweihung

Mit der tatkräftigen Unterstützung einiger Teammitglieder montierten wir bis zur Einweihung die rund 300 Wegweiser, schlugen per Hand 56 Akazienpfähle in den Boden, befestigten daran die Instrumententafeln und erledigten die weiteren Arbeiten wie z.B. die Erstellung einer digitalen Wanderkarte. So konnte trotzdem am 25. Juni 2022 mit den Behörden, Sponsoren, Stiftungsvertretern und dem Team dieser attraktive und einzigartige Musikweg eingeweiht werden. Natürlich mit dem Ziel, diesen mit weiteren Kunstobjekten zu ergänzen und die nächsten 5-7 Jahre à-jour zu halten. 

Wir sind stolz auf dieses Mammutprojekt und haben enorm Freude an unserem Musikweg und die darauf enthaltenen musikalischen Highlights, welche die Region nachhaltig bereichern sollen.

Lehrpersonen der Musikschule beim Erstellen des Musikwegs
- Lehrpersonen der Musikschule Unteres Fricktal am Wirken

Und wer den Weg noch nicht erkundet hat, der hat was verpasst! Mit 25km hat der Weg eine beachtliche Länge. Es empfiehlt sich also, den Weg in 3 oder gar 4 Teile aufzuteilen.

Da der Weg nicht chronologisch aufgebaut ist, spielt es dabei absolut keine Rolle, von wo aus man welchen Teilabschnitt wann begehen will. 

Mehr Informationen

Kartenansicht Musikweg Rheinfelden
- Der Musikweg auf Rheinfelder Boden

Nachfolgend stelle ich gerne die drei grossen Teilabschnitte vor:

  • Von Rheinfelden (Musikschule) nach Kaiseraugst (Bahnhof): 
    Distanz: 6.5km, mehrheitlich dem Rheinufer entlang, geeignet zu Fuss (weniger für Fahrräder und nicht für Kinderwagen)
    Highlights: 18 Instrumententafeln, eine bemalte Unterführung die bald erklingen wird und ein Geräuschmemory
     
  • Von Rheinfelden (Musikschule) nach Zeiningen (Postautohaltestelle Mitteldorf)
    Distanz: 7.75km, mehrheitlich im Wald oder am Waldrand entlang, geeignet zu Fuss, mit dem Fahrrad (mittlere Kondition) und einem geländegängigen Kinderwagen
    Highlights: 19 Instrumententafeln, ein Geräuschmemory und ein bespielbares Kunstwerk der Künstler Lang und Tschopp
     
  • Von Wegenstetten (Postautohaltestelle Abzweigung Schupfart; beim Kreisel) nach Zeiningen (Postautohaltestelle Mitteldorf) 
    Distanz: 10.3km, mehrheitlich im Wald oder am Waldrand entlang, geeignet zu Fuss, mit dem Fahrrad (gute Kondition) und an vielen Orten auch mit einem geländegängigen Kinderwagen
    Highlights: 19 Instrumententafeln, ein Geräuschmemory, bedienbare Orgelpfeifen und ein überdimensionaler Würfel-Jackpot mit zwei zu lösenden Aufgaben
     

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Valentin Sacher ist seit 2009 Leiter der Musikschule Unteres Fricktal und engagiert sich ehrenamtlich in der ganzen Region. Mit seinen zwei schulpflichtigen Kindern und seiner Frau ist er oft in den Bergen und in der Region beim Wandern anzutreffen.