
Stadtführungen, die begeistern – seit 18 Jahren
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Was als spontane Anmeldung an der Volkshochschule begann, entwickelte sich zu einer echten Berufung: Seit 18 Jahren führt er mit Leidenschaft Gäste durch Rheinfelden und bringt ihnen die Geschichte der Stadt näher. Über 1600 Führungen hat er inzwischen gehalten – mit Neugier, Humor und dem Gespür für das, was seine Gäste interessiert. Unser Stadtführer Robi Conrad erzählt von amüsanten Begegnungen, seinen Lieblingsorten in Rheinfelden und einer ganz besonderen Trauung während einer Stadtführung.
Vor rund 20 Jahren hat mich meine Frau an der Volkshochschule Rheinfelden Baden angemeldet – diese hatte einen Kurs ausgeschrieben, um künftige Stadtführerinnen und Stadtführer für beide Rheinfelden auszubilden.
Sie hat mich angemeldet, weil sie natürlich wusste, dass ich als Sprachwissenschaftler und -historiker immer schon an der Geschichte unserer Stadt interessiert war – Stadtführer zu werden, war aber damals absolut keine Ambition – es ging nur um das Kennenlernen unserer Rheinfelder Geschichte.
Aber irgendwann – vor genau 18 Jahren - kam eine Anfrage von Tourismus Rheinfelden, ob ich nicht Lust hätte, ein paar Führungen zu machen. Warum auch nicht, dachte ich mir und so begann ich «ein paar Führungen zu machen» - inzwischen sind es über eintausendsechshundert!

Meine Frau und ich reisen – wenn immer es Budget und Arbeit erlauben - sehr gerne. Und ja, natürlich machen wir überall, wo immer dies möglich ist, Führungen. So erfahre ich gleichzeitig, wie Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern und Orten ihre Führungen gestalten – schliesslich sind solche Inputs immer wertvoll – man lernt nie aus.
Obwohl ich inzwischen schon so lange Führungen mache, bin ich jedes Mal vor einer Führung gespannt und neugierig, wen ich da wohl antreffen werde, wo das Interesse meiner Gäste wohl liegen mag. Aus welcher Gegend sie stammen und was sie von der Führung erwarten.
Da ich auch einige der Themenführungen selber konzipiert und recherchiert habe, kann ich durchaus während einer Führung den Fokus auf ein spezifisches Thema lenken – beispielsweise Gäste aus dem Gesundheitswesen sind immer an dem Thema Pest interessiert – die Corona-Zeit hat natürlich auch das Thema Pandemien und den unterschiedlichen Umgang damit zwischen damals und heute generell für sie spannend gemacht.

Es gibt auch ab und zu schöne Feedbacks und ich bin jedes Mal sehr glücklich, wenn ich Gäste, die Führungen bisher eher als ätzend gefunden haben, etwas aus der Reserve locken kann und sie sich am Schluss mit einem Lächeln im Gesicht verabschieden – ja und manchmal sogar wieder auf eine Führung kommen. Natürlich führte ich im Laufe dieser vielen Jahre auch prominente Leute – wobei ich da keinen Unterschied zu anderen Gästen mache – es ist das Interesse des Gastes und nicht sein sozialer Status, der eine Führung für mich wertvoll macht.
Es gab nach Führungen auch schon liebenswerte und empathische Briefe – oder sogar Einladungen – dies freut und ehrt mich natürlich jedes Mal – denn so weiss ich, dass meine Art, die Führungen zu gestalten, nicht ganz falsch sein kann und selbst nach so langen Jahren tut es immer wieder gut, positive Rückmeldungen zu bekommen.

Es gab natürlich auch lustige Begegnungen – ich erinnere mich noch gut an eine Führung mit einer «Guggemusik», bei der die ganze Gruppe schon recht angeheitert zu mir kam. Wir haben uns angeschaut, ich habe ihnen zwei Alternativen angeboten: 1. Sie könnten alle ihre Bierbüchsen in den Händen behalten und weiter trinken, ich würde mich dann allerdings verabschieden – ohne Groll und Ärger, und ich würde dann auch auf mein Führer-Honorar verzichten - oder 2. Die Bierbüchsen landen alle im Abfalleimer und wir versuchen eine Stadtführung auf die Reihe zu kriegen – ich bot ihnen an, auf der Führung als Hauptthema «die Biergeschichte(n) von Rheinfelden» zu bringen, was eine grosse Begeisterung auslöste – und wir machten tatsächlich zusammen eine Führung, die am Schluss bei allen Mitgliedern zufriedene Gesichter hinterliess.
Einmal meldete sich eine Dame bei mir, die schon einmal als Gast auf einer meiner Führungen mit dabei war – und fragte mich, ob sie und ihr Partner nicht im Rahmen einer Stadtführung heiraten könnten – und zwar so, dass niemand von dem Plan erfahren wird – es sollte eine Überraschung für Familie und Freunde sein.
Wir besprachen dann das Ganze mit dem Standesbeamten und kamen zu dem Plan, die Führung einfach in dem historischen Rathaussaal (gleichzeitig Standesamt) zu beenden, den wir fast immer mit Führungen besuchen – und dort als Überraschung die Trauung zu vollziehen. Als besonderen Gag hatte ich mit dem Standesbeamten ausgemacht, dass er «per Zufall» zu uns stossen und fragen sollte, ob, wenn er schon mal hier sei, er nicht jemanden trauen solle… so getan, erhoben sich die beiden und sagten, ja wissen Sie was, das ist doch eine gute Idee – trauen sie doch einfach uns, wenn Sie schon hier sind… die ganzen Familien und Gäste dachten, dies sei ein Scherz und erst, als die Trauungsprozedur startete, begannen sie zu begreifen….
Die Gesichter der Leute werde ich nie mehr vergessen!

Wenn ich gefragt werde, ob es Lieblingsorte für mich gäbe, so antworte ich, dass beinahe jede Ecke unserer Altstadt einfach wunderschön sei – aber, dass es je nach Tageszeit und Wetter Gassen und Ecken gibt, die sich dann besonders anfühlten – je nach Sonne ist die Beleuchtung auf dem «Känzeli» hinter der Johanniter-Kapelle einzigartig. Aber bei den Pest- und Mittelalterführungen gehe ich gerne abends beim Einnachten durch das schmale «Maiengässli» - dort kann man sich – speziell, wenn es noch leicht regnet - einfach besser in die Atmosphäre des «dunklen Mittelalters» zurückversetzen lassen, und die Schauergeschichten werden zu einem beinahe authentischen Erlebnis – man meint beinahe, den Gestank der Mittelaltergasse riechen zu können.

Es ist für mich ein grosses Geschenk, dass ich über so viele Jahre die Geschichte(n) unserer wunderschönen historischen Zähringeraltstadt unseren Gästen näherbringen durfte – und hoffe, sofern es meine Gesundheit erlaubt, dass ich dies auch noch einige Jahre mit demselben Herzblut weitermachen darf.
